Hintergrund

Die Vielzahl neuer Medien und Technologien verändert unser ganzes Leben grundlegend. Nie war die mediale Auswahl größer als heute. Angesichts dieses Überangebots an Unterhaltung sind wir gezwungen ständig Entscheidungen zu treffen. Jede Entscheidung bedeutet, etwas zu verpassen: den besseren Film nicht gesehen, das bessere Konzert nicht besucht zu haben.

Kino ist schon durch seine Geschichte und Tradition nicht nur ein weiteres mediales Angebot - es läßt sich nicht umschalten. Kino ist auch mehr als nur ein Vorführungsraum. Es ist ein Lebensraum mit so scheinbar banalen Teilstücken wie Foyer oder Toiletten. Ein Kino wird bewußt aufgesucht, fordert all unsere Aufmerksamkeit und entwickelt so die ihm eigene Magie.

Ein Kino wird 24 Stunden lang von verschiedenen Regisseuren bespielt. Der Zuschauer muß innerhalb dieses abgeschlossenen Zeit-/Raum-Komplexes permanent Entscheidungen treffen. Was will ich sehen? Was will ich verpassen? Wie gestalte ich diese 24 Stunden? Und wie nehme ich sie wahr?


KINO24 gliedert sich räumlich und inhaltlich in drei Ebenen:

1. Kinosaal

Der Kinosaal wird von 24 RegisseurInnen 24 Stunden lang bespielt. Jede Regisseurin, jeder Regisseur hat 60 Minuten zur freien Verfügung. Einzige Vorgabe ist die zeitliche Verknüpfung der fiktiven Leinwandwelt und der realen Außenwelt. Die Filmzeit muß also Bezug nehmen zu der Zeit, in der der Film gezeigt wird, etwa indem der Film, der von 14-15 Uhr läuft, auch zwischen 14 und 15 Uhr spielt. Alle Arbeiten sind im Auftrag von Kino24 entstanden. Der unterschiedliche Hintergrund der RegisseurInnen - Film, Bildende Kunst, Fotografie, Architektur, Theater, Musik und Naturwissenschaften - vereint ein größtmögliches Spektrum an Ideen. Dazu trägt auch der internationale Charakter des Projektes bei: die Künstler kommen aus München, New York, London, Dublin, Basel, Zürich, etc. Eine Liste der einzelnen Regisseure und Filme liegt bei.

2. Stadtgebiet München

Kino24 vernetzt sich nach außen. Kino24 macht sich selbst Konkurrenz: Parallel zu den gezeigten Filmen finden im Stadtgebiet München verschiedene Aktionen und Performances statt. Mit Übertragungen via web-cam wird stündlich auf Orte außerhalb des Kinos aufmerksam gemacht, die in der jeweiligen Stunde vom KINO24-Besucher aufgesucht werden können. Wie auch im Kinosaal sind die Projekte im Stadtgebiet für Kino24 erstellte Auftragsarbeiten. Eine Liste der Außenstationen liegt bei.

3. Foyer

Die Räume im Kino (Eingangsbereich, Bar, Balkon, Keller, Toiletten) werden für verschiedene Aktivitäten genutzt: zum einen für Performances und Installationen, die 24 Stunden eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Grundgedanken des Projekts bieten, zum anderen für kurzfristigere Aktionen mit Bezug zu den Filmen oder den Außenstationen. Das Foyer dient als Gelenk und Schnittstelle zwischen Kinosaal und Stadtgebiet. Ein zeitlicher Gesamtüberblick wird bewußt nicht zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung muss vor Ort getroffen werden. Der Kino24-Infostand hält die Besucher über das stündliche Programm auf dem Laufenden. Die Veranstaltung kostet keinen Eintritt. Eine Liste der Foyer-Aktivitäten liegt bei.